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Meinungsunterdrückung durch Tabuisierung und „gutmenschlichen“ Druck

Zensur der Meinung NetzDG

„Der freieste Staat, den es je auf deutschem Boden gab“ hört man oftmals im Zusammenhang mit der Bundesrepublik Deutschland. Und sicherlich, es ist eher die Ausnahme wie die Regel, dass man in Deutschland mit der Justiz in Konflikt kommt, wenn man seine Meinung äußert. Willkürlich verschleppt zu werden, um als politischer Häftling in einem Lager a la „Guantanamo“ wach zu werden ist so gut wie ausgeschlossen und auch ansonsten kann man ganz frei und ungezwungen seine Meinung sagen … oder etwa nicht?

Die Kehrseite der Medaille bekommen immer mehr Menschen in Deutschland zu spüren. Sei es durch die Zensur in sozialen Netzwerken wie Facebook oder der Druck der „Zivilgesellschaft“, wenn man patriotische Stellungen bezieht. „Wer in der Demokratie schläft, wird in der Diktatur wach“ heißt ein Sinnspruch der fälschlicherweise oft Johann Wolfgang von Goethe zugerechnet wird. So unbekannt der Autor auch sein mag, so wahrhaftig ist der Sinngehalt. Tabuthemen gibt es in Deutschland mehr als genug.

Allensbacher Studie: Tabuthemen zerstören die öffentliche Debatte

Eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach veröffentlichte im Mai 2019 ihre Ergebnisse, die viele bereits insgeheim ahnten. Zwei Drittel der Befragten (bundesweit 1.283 Menschen) achten in der Öffentlichkeit sehr darauf, was sie sagen. Gerade das Thema Flüchtlingspolitik ist äußerst heikel. Weitestgehend handelt es sich hier um das größte Tabuthema und 71 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Äußerungen zu diesem Themenfeld mit Vorsicht ausgesprochen werden sollten. Auch Äußerungen zum Islam und zu Muslime im Allgemeinen reihen sich dort ein. Über die Hälfte spricht öffentlich nur besonders ungern über Themen wie die Nazizeit oder Juden.

Im privaten Bereich in der Familie oder unter Freunden herrscht etwas weniger Vorsicht, doch sind dies mit 59 Prozent auch nur unwesentlich mehr als die Hälfte der Befragten. Öffentlich trauen sich nur 18 Prozent und im Internet gerade einmal 17 Prozent ihre Meinung zu äußern.

Bei Themengebieten wie Klimaschutz, Gleichberechtigung, Arbeitslosigkeit oder Kindererziehung äußern sich die Deutschen im Gegenzug frei und ungezwungen, auch öffentlich.

Der „Gute“ zerstört die Meinungsvielfalt

Der gute Mensch will ganz im Sinne seiner Doktrin die Welt verbessern. Das Klima will schließlich gerettet, alle Flüchtlinge geschützt und die Ernährung tierfrei werden. Eine schwarz-weiße Welt wird herbeifantasiert, in der es zwei Arten von Menschen gibt: die Guten und die Bösen. Böse ist selbstverständlich der konservative Patriot, der die Flüchtlingspolitik kritisch betrachtet oder vor einer Islamisierung warnt. Und so will der „Gute“ durch den öffentlichen und gesellschaftlichen Druck alles „Böse“ unterdrücken. Schubladendenken mit Nazivorwürfen sind somit nicht die Seltenheit.

Doch wer will schon der „Böse“ sein oder sich in die „rechte Ecke“ stellen lassen? Und so sorgen die Totschlagargumente der „Gutmenschen“ für einen Druck auf den Einzelnen. So ist es nicht verwunderlich, dass die „schweigende Mehrheit“ immer größer wird und eine laute Minderheit die Debattenkultur bestimmt.


Quellen: Institut für Demoskopie Allensbach Nr. 119 vom 23. Mai 2019